Kürbisschnitzen 2017
Text: Wiesbadener Tagblatt 23.Okober 2017 Von Christine Dressler
HETTENHAIN. An den mit Armee-Netz verkleideten Glascontainern beim Bürgerhaus lehnen Särge. Auf dem Platz liegen 175 Kürbisse und stehen Kreuze mit Inschriften wie „Frankenstein“ oder „Billy the Kid“. Zu Getränken und Kürbissuppe, die Wehrführer Uwe Diefenbach morgens gekocht hat, gibt es Gruselstäbchen und Gruftknacker. Im Saal mit „elektrischem Stuhl“ gibt es bald keinen freien Platz mehr. In Hettenhain sind unverkennbar Vorbereitungen für Halloween im Gange.
Stundenlang bearbeiten Kinder, Jugendliche und Erwachsene Kürbisse mit Messern, Löffeln, Nägeln und Schnitzwerkzeug. „Einen Oktober ohne Kürbisschnitzen kann man sich nicht mehr vorstellen“, sagte Diefenbach mit Blick auf die Menge und verriet: „Vom Erlös her ist es unser bestes Fest.“
95-Jährige aus dem Haus Tabor schnitzt auch mit
Bei der Durchführung halfen den 21 Feuerwehrmännern noch mehr fördernde Mitglieder. Sie stellten die Arbeitstische in der Halle, bauten die Stände auf, dekorierten alles gruselig und besorgten die Kürbisse in Kirberg. Nachmittags wurden zudem acht Senioren aus Bad Schwalbachs Haus Tabor abgeholt. Mit derselben Begeisterung wie die Familien schnitzten die ältesten Teilnehmer Irmgard Unger, 95, und Hildegard Schicker, 93, an den Kürbissen, unterstützt von der Jugendfeuerwehr. Es „macht Spaß“ und „tut gut, die Hände kreativ zu bewegen“, schwärmten sie von dem Erlebnis: „Wir stellen die Kürbisse auf die Terrasse“ des Hauses Tabor. „Das sieht sehr schön aus“, erzählten sie und lobten den Service: „Die Feuerwehr holt uns ab und bringt uns wieder heim.“
Jeder Schnitzer wählte seinen Kürbis (Kostenpunkt: sechs Euro) zunächst bei Stefan Laufer aus und trug ihn zum Vorbereitungsstand. Hier trennten Jürgen Steinemer, Peter Henrici und Viktor Wegner mit dem Messer im Zickzackschnitt den Deckel ab und bohrten Löcher hinein, damit später die Kerzenwärme nach oben entweichen kann.
Ein paar Tische neben den Senioren bearbeitete die Hettenhainer Familie Landgraf gemeinsam ihren Kürbis. Bevor Connor, 10, zum ersten Mal selbst sägte, schabte er das Fleisch mit dem Löffel heraus. Mutter und Vater halfen. „Ich stelle ihn vor die Haustür und eine Kerze rein“, sagte Connor und erklärte, warum das wichtig ist: „An Halloween gehen wir nur dahin, wo Kürbisse stehen, und fragen nach Süßigkeiten – ich verkleide mich dieses Jahr als Skelett.“
Während sie den Kürbis für Connors Arbeit hielt, bestätigte Kerstin Landgraf strahlend: „Es ist eine schöne Tradition – man trifft hier die Leute aus dem Ort, isst, trinkt und unterstützt damit auch die Feuerwehr.“ Diefenbach versicherte, dass die Feuerwehr das Kürbisschnitzen 2018 wieder Ende Oktober anbieten wird.
Das in Wannen angesammelte Fruchtfleisch wurde übrigens nicht weggeschmissen: Ein Bauer nutzt das Abfallprodukt jedes Jahr als Schweinefutter und Dünger.
ERLÖS KOMMT EINER FAMILIE ZUGUTE
Seit 2003 veranstaltet die Feuerwehr Hettenhain immer kurz vor Halloween das Kürbisschnitzen. Angeregt hat es der Amerikaner Don Alexander , der seit 2000 die Einsatzabteilung verstärkt. Er sorgt auch für die Originalvorlagen aus den USA. Die Gruseldekoration bastelte die Wehr für die Halloweenpartys in 2003, 2004 und 2006 ebenfalls selbst. Was der Zweite Vereinsvorsitzende Gerhard Bieler federführend mit Ulrich Hofmann vom Vergnügungsausschuss organisiert, begeistert jedes Jahr Besucher aus Hettenhain und der Umgebung wie allen Bad Schwalbacher, Schlangenbader und Taunussteiner Ortsteilen.
Normalerweise fließt der Erlös in die Feuerwehrtechnik. Das war 2017 anders. Jetzt spendete der Verein um Wehrführer und Vorsitzenden Uwe Diefenbach die Hälfte des Erlöses der Familie des verstorbenen Mitglieds Siegmar Gilges.