Viehwaage am Dorfplatz

Von Hendrik Jung

HETTENHAIN – Seit der ersten Ausgabe des Hettenhainer Dorfplatzfestes im vergangenen Jahr ist eine ganze Menge passiert. Elf Mal hat sich ein Teil von insgesamt 17 Helfern getroffen, um die alte Viehwaage des Ortes wieder in einen ansehnlichen und betriebsbereiten Zustand zu bringen. „Jahrelang hat die dort in der Ecke gestanden und war nicht zu benutzen“, erläutert Ortsvorsteherin Ingrid Bär.

Die Restaurierung der Waage ist deshalb als Bürgerprojekt beim Wettbewerb „Zukunft Dorfmitte“ des Rheingau-Taunus-Kreises eingereicht und auf diese Weise mit 1 000 Euro unterstützt worden. Insgesamt wurden 370 Arbeitsstunden dafür aufgewendet. Etwas weniger als die Hälfte davon für das Sandstrahlen und Streichen des Geräts aus der Mannheimer Maschinen- und Wagenfabrik Butz und Leitz.

189 Arbeitsstunden waren notwendig, um den neuen Standort der Viehwaage auf dem Dorfplatz zu pflastern und einen Unterstand zu errichten. Bei der feierlichen Einweihung im Rahmen des Dorfplatzfestes, das trotz wechselhaften Wetters nicht all zu schlecht besucht war, wird das Gerät zum ersten Mal wieder zum Einsatz gebracht.

Gemeinsam betreten die sieben Mitglieder des Ortsbeirats die Viehwaage, um sich wiegen zu lassen. Den genauen Wert von 630 Kilogramm schätzt keiner der Gäste. Bei Bedarf kann die Waage sogar noch genauer arbeiten. Dank vier verschiedener Stufen für Gewichtseinheiten von fünfzig, zehn und einem Kilogramm sowie für einhundert Gramm kann das Gewicht bis auf einhundert Gramm genau bestimmt, und auf einem Papierstreifen ausgegeben werden.

„Immer, wenn jemand was verkaufen wollte, ist das Tier auf die Viehwaage getrieben worden“, berichtet Ulrich Hofmann aus dem Kreis der ehrenamtlichen Helfer, der das Alter der Waage auf etwa einhundert Jahre schätzt. „Früher hat sie in einer kleinen Halle hinter dem Spritzenhaus gestanden, wo die Tiere vorne rein und hinten wieder raus getrieben worden sind“, fügt er hinzu. Am neuen Standort habe man die Waage nun nicht im Boden versenkt, damit man auch die Mechanik sehen könne. Da Materialkosten von insgesamt 1 600 Euro angefallen sind, haben die Mitglieder der Hettenhainer Jagdgenossenschaft die Differenz zur Unterstützung durch den Rheingau-Taunus-Kreis übernommen.

Ohnehin sind deren Mitglieder gemeinsam mit denen der Alters- und Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr maßgeblich an der Restaurierung beteiligt. Drei Frauen des Ortes haben an den Arbeitstagen für die Verköstigung der Arbeiter gesorgt. Ein Fotobuch, das die Durchführung des Projekts dokumentiert, wird im Rahmen der Einweihung als Dank für sein herausragendes Engagement an Reinhard Felde übergeben.

„Durch die Arbeit ist der Dorfplatz im Laufe des vergangenen Jahres bereits belebt worden“, freut sich Ortsvorsteherin Ingrid Bär. Schließlich hat der Ortsbeirat genau zu diesem Zweck das Dorfplatzfest ins Leben gerufen. Im kommenden Sommer soll dort nun eine Hütte der Feuerwehr aufgebaut werden, die von den einzelnen Vereinen abwechselnd als Ausschank genutzt werden soll, um diesen Prozess weiter zu befördern. Auch die Viehwaage soll in Zukunft immer wieder einmal zum Einsatz gebracht werden. „Wir wollen zum Beispiel Familien gegeneinander auswiegen oder die Bewohner verschiedener Ortsteile“, berichtet Bär.

Auch für die Gestaltung des Platzes hat die Ortsvorsteherin noch weitere Ideen. „Zwischen Viehwaage und Brunnen wäre noch Platz für ein Backes“, fügt sie etwa hinzu. Auch würde sie sich eine Sitzbank rund um die Linde wünschen. Gut möglich also, dass sich das Gesicht des Dorfplatzes bis zur nächsten Ausgabe des Festes im kommenden Jahr schon wieder ein wenig verändert haben wird.