Nordmanntanne aus Hettenhain ziert ab heute den Weihnachtsmarkt in Wiesbaden

Wiesbadener Tagblatt, 08.11.2016

Von Hannelore Wiedemann

BAD SCHWALBACH – Seit mehr als 40 Jahren schon wartet die riesige Tanne auf dem Berghof unterhalb von Hettenhain darauf, dass sich ihr Schicksal erfüllt. Jetzt ist es endlich soweit: Sie wird ein Weihnachtsbaum. Allerdings kein gewöhnlicher. Der stattliche Baum wird – behängt mit 20 000 LED-Lämpchen – den Wiesbadener Sternschnuppenmarkt zieren.

Schon als junges Bäumchen hatte die Nordmanntanne ein Weihnachtsbaum im Topf werden sollen. Doch damals fand sich kein Käufer – so wurde es von einer Bewohnerin des Berghofs in den Garten gepflanzt. Das gab damals zwar Streit, dennoch blieb das Bäumchen stehen. Und wuchs. Und wuchs. Inzwischen ist die Tanne knapp 30 Meter hoch; die Eigentümergemeinschaft auf dem Berghof fürchtet, der stattliche Baum könnte eines Tages umfallen und das halbe Haus unter sich begraben. Dass er das Ende seiner Tage nun auf dem Weihnachtsmarkt in Wiesbaden verbringen soll, freut die Bewohner des Berghofs – und erspart ihnen auch die Kosten der Fällung.

Die hatte es in sich. Schließlich konnte der Baum nicht einfach flach gelegt werden. Damit er keinen Schaden nimmt, rollte schon am Freitag ein riesiger Baukran auf das Gelände des Berghofs. Das eigentliche Ereignis fand dann am Samstagmorgen statt: Ein Baumkletterer bahnte sich am Stamm entlang seinen Weg in die Krone, um dort die Seile zu befestigen, an denen der Baum anschließend hochgezogen wurde. Während sich die Kettensäge durch den Stamm mit einem Durchmesser von 1,20 Meter fraß, hielt der Kran den Baum aufrecht und wuchtete ihn anschließend über eine zehn Meter hohe Stromleitung. Um die rund elf Tonnen schwere Last heben zu können, musste der Kran, der selbst schon 180 Tonnen auf die Waage bringt, mit zusätzlich mit 50 Tonnen Gewicht beschwert werden.

Etliche Schaulustige trotzen dem Dauerregen

Etliche Schaulustige verfolgten die nicht alltägliche Aktion trotz des Dauerregens. Die Regie führte dabei Elektromeister Clemens Fuidl aus Biebrich, der schon seit 14 Jahren den Baum für den Wiesbadener Weihnachtsmarkt besorgt. Fuidl, der sich auf die Ausstattung von Messen und Veranstaltungen spezialisiert hat, kümmert sich nicht nur um die Fällung, sondern auch um den Transport. Dafür wird ein Tieflader benötigt, der allerdings auf den Straßen im Rheingau-Taunus nur nachts fahren darf, wie Fuidl beklagt.

Noch an Ort und Stelle wurde der Baum am Samstag so verschnürt, dass er nicht mehr als 4,50 Meter breit ist. Anschließend wurde er per Kran auf den Tieflader verfrachtet. In der vergangenen Nacht rollte er dann in Richtung Landeshauptstadt, wo seine Aufstellung heute Mittag ab 12 Uhr ebenfalls zu einem großen Event wird. Am Mittwoch werden abgebrochene Äste wieder eingesetzt und der Baum wird dekoriert. Bis zum 23. Dezember können die Bewohner des Berghofs sowie alle anderen Besucher den Baum dann noch auf dem Sternschnuppenmarkt bewundern.